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1987

Stemmann, E.A.: Neurodermitis ist heilbar. Das Gelsenkirchener Behandlungsverfahren. Peine: Kaivos

„Dank gebührt auch den Parlamentariern im Klinikausschuß und dem Rat der Stadt Gelsenkirchen, die dieses Vorhaben gesundheitspolitisch unterstützt haben. Besonders Herr Dr. Jürgen Linde, Oberstadtdirektor der Stadt Gelsenkirchen, und Herr Heinz Sußmann, Betriebs- und Gesundheitsdezernent, haben sich für die Maßnahmen zum Wohl der Versorgung Neurodermitiskranker persönlich eingesetzt.“ (Danksagung) xx4

In einem Geleitwort dankt Familie Koall dem Autor „als Gewährsleute für die Richtigkeit seines Konzepts der Neurodermitis“. (S. 1f)

„Das Buch ist speziell für den Betroffenen, den Neurodermitiker, geschrieben.“ (S. 5)

Das Literaturverzeichnis enthält 35 Angaben, darunter keine Publikation, die die angeblich mögliche Heilung der Neurodermitis (ND) durch das GBV behauptet oder belegt. Im Vorwort schreibt Stemmann:

Was also ist das Geheimnis der Neurodermitis? Sicher ist die Neurodermitis keine Erkrankung, deren Ursache in der Haut selbst begründet liegt. Ursache ist die Atopie. Der Neurodermitiker ist ein psychisch und mit seiner Haut überempfindlich reagierender Mensch, der zu Allergien neigt. Meidet man auslösende Faktoren wie psychische Spannungen, Allergene oder irritative Reize, so klingt die Neurodermitis ab. Heilbar wird sie erst, wenn es gelingt, den Atopiker in einen selbstsicheren, harmonischen Menschen zu verändern, der gesund lebt. Der Anspruch, den das vorliegende Behandlungsverfahren erhebt, ist enorm. Dennoch bezeugen die Behandlungsergebnisse, daß dieses hohe Ziel zu erreichen ist.“ S. 4

Als Chefarzt der KKG hat Stemmann vermutlich schon von Anfang an, d.h. seit 1980 eine Umstellung der Ernährung verordnet. In seinem Buch schreibt er 1987: „Die Ernährung des Neurodermitikers besteht hauptsächlich aus naturbelassenen pflanzlichen Produkten. Kuhmilch, Hühnereiweiß, Fruchtsäuren sowie raffinierter Zucker werden streng gemieden.“ S.27

Dass Stemmann glaubte, eines Tages die ND heilen zu können, beruht auf diesem Fehlschluss:

Wenn eine Erkrankung spontan ausheilt, müßte der Heilerfolg nachzuahmen sein.“ S. 7

Spontanheilungen können nicht nachgeahmt, aber eventuell unterstützt werden. Wenn es einem Arzt z.B. gelingt, einen zunächst uneinsichtigen Patienten dazu zu bewegen, sich wegen seiner Grippe längere Zeit ins Bett zu legen, fördert er vermutlich damit dessen Spontanheilung. Die Vorgänge im Körper des Patienten, die typischerweise nach zwei Wochen zu einer Spontanheilung führen, kann der Arzt jedoch nicht nachahmen. Eine ärztliche Förderung der Spontanheilung der ND durch das GBV könnte möglich sein, wurde bisher aber nicht wissenschaftlich nachgewiesen.